Ich nutze eine Sprache, die beide Geschlechter einbezieht und damit Gleichberechtigung zum Ausdruck bringt. Worte lassen Bilder im Kopf entstehen. Wenn ich schreibe, dass die Ärzte erfolgreich operiert haben, sehen Sie vermutlich vor ihrem inneren Auge eine Gruppe von Männern in OP-Kleidung. Was nun, wenn die Hälfte der operierenden Ärzte Frauen sind? Nur wenn ich die Formulierung „Ärztinnen und Ärzte“ benutze, entsteht ein korrektes Bild.
Für einen sprachlich guten Text reicht es allerdings nicht aus, das Nennen beider Geschlechter als einziges Gender-Konzept einzusetzen. Denn dann pflügen diejenigen, die lesen, häufig durch lange Sätze und haben am Ende nur verstanden, dass der Text gendergerecht ist. Der Rest, nun ja, da muss ich den Satz noch mal lesen.
Die Erkenntnis, dass so aufbereitete Texte oftmals schlechter lesbar und schwerer verständlich sind, verleitet manche auf das Gendern im Text zu verzichten. Über eine Fußnote kaufen sie sich von der lästigen Pflicht frei. Des Öfteren lese ich Sätze wie diesen: „Aus Vereinfachungsgründen wurde unabhängig vom Geschlecht nur die männliche Formulierungsform gewählt. Die Angaben beziehen sich auf Angehörige jedweden Geschlechts.“ Solche Fußnoten haben nur leider keinen Einfluss auf die Bilder im Kopf. Sie sind irgendwie Mogelpackungen.
Einen anderen Weg gehen diejenigen, die die Lesbarkeit verbessern, indem sie Binnen-I, Sternchen, Klammern, Schräg- oder Unterstrich nutzen, also die Leser*innen, LeserInnen, Leser(innen) Leser/innen oder Leser_innen ansprechen. Damit lässt sich einiges erreichen: Die Texte werden kürzer, das weibliche Geschlecht wird besonders hervorgehoben und Menschen, die sich nicht als eindeutig weiblich oder männlich identifizieren, sind ebenfalls mit einbezogen. Als Vorgabe für die interne Kommunikation in einem Unternehmen ist das sicher eine gute Lösung, denn alle Mitarbeitenden können eine solche Regel einfach umsetzen. Als Konzept für einen sprachlich schönen Text kann dieser Weg aus meiner Sicht aber ebenfalls nicht dienen.
Dann gibt es noch das Partizip Präsens zur Auswahl, also die Studierenden und die Geflüchteten. Das ist in der Sprechsprache bislang kaum zu finden und vielen klingt es vielleicht noch etwas aufgesetzt und künstlich in den Ohren. Auch ich habe zugegebenermaßen eine längere Anfreundungsphase durchgemacht und mir manchmal mehr geschlechtsneutrale Begriffe wie „Mensch“ gewünscht. Aber den Gefallen tut die deutsche Sprache uns nicht. Sogar dem Gast stellt der Duden eine Gästin zur Seite. (Was mein Textverarbeitungsprogramm übrigens rot unterschlängelt als Fehler ausweist. Da gibt’s also auch noch was zu tun.)
Meine 5 Schritte zur gendergerechten Sprache
Wie also nun gendern, um einen sprachlich schönen Text zu bekommen? Das Geheimnis liegt darin, alle Möglichkeiten (bis auf Sternchen & Co.) zu nutzen und nach einer Gut-Lesbarkeit-Rezeptur zu mixen.
- Beide Geschlechter nennen, also Ärztinnen und Ärzte.
- Konstruktionen nutzen, wie „diejenigen, die … irgendetwas etwas tun“ oder „Menschen, die … irgendetwas tun“ oder „alle, die … sich engagieren“.
- Geschlechtsneutrale Begriffe suchen, wie Team oder Fachkräfte.
- Beispiele in einen Text einbringen, die von einem bestimmten Menschen handeln und diesen dann benennen.
- Das Partizip Präsens nutzen.
Diese Mischung geschickt eingesetzt, ergibt einen Text, der ganz geschmeidig beide Geschlechter miteinbezieht. Das ist natürlich beim Schreiben aufwändiger. Aber dafür gibt es ja Profis.